Sie ist die älteste Rock-Discothek Deutschlands. 1970 öffnet die Belinda ihre Türen. Die Location ist irre einmalig. Entweder man mag sie und verliebt sich oder man passt einfach nicht zusammen. Sie hat Anziehungskraft für die, die sie in ihren Bann zieht. Die Fässer, die Balken und Quadersteine, die Theke, die Kellerbar und das rustikale Ambiente erzählen von emotionalen Abstürzen und wahnsinnigen Glücksmomenten. Sie erzählen über 50 Jahre Rockgeschichte, erzählen von Rebellion und Versöhnung, sie erzählen vom Leben. Belinda, das ist ein Raumerlebnis, das ist Sentimentalität, das ist Nostalgie. Belinda, das ist ein Gemeinschaftserlebnis, ein Gefühl dazuzugehören, das ist Belinda-Family. Nicht umsonst hat die Dame an der B14 ihre magische Ausstrahlungskraft für Generationen entfaltet. Man kennt sie weit über die Grenzen des Rems-Murr-Kreises hinaus. Viele sind meilenweit für diese Belinda gegangen – und haben es nicht bereut. Man muss es erleben, die Faszination wahrnehmen, Heimat finden – oder den Abschreckungseffekt spüren und den Mythos um die Belinda ad acta legen. Dazwischen gibt es nicht viel. Panne ist, es nicht getan zu haben, nie dort gewesen zu sein. Meinen wir…
Es ist wahr, die gute alte Belinda ist in die Jahre gekommen und die Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen. 2013 geschlossen, 2014 wieder geöffnet, 2017 wieder geschlossen und dann… dann kommen wir, um ihr die Beerdigung zu ersparen. Richtig. Sie trägt sich nicht mehr. Keiner will sie mehr. Klar, alles hat seine Zeit und Wehmut rettet auch die Belinda nicht, aber trotzdem. Sollte man die ehrwürdige Dame einfach ihrem Schicksal preisgeben, die Belindafamilie mit ihren unzähligen emotionalen und musikalischen Geschichten einfach zu Grabe tragen und der reinen Erinnerung überlassen? Das kann niemand wirklich wollen!
Wir jedenfalls wollten das nicht und haben uns kurzerhand entschlossen, das Unmögliche möglich zu machen. Im Mai 2017 gründen wir eine Unternehmergesellschaft, pachten die Belinda, damit es morgen noch phantastische Belindaerlebnisse geben kann. Und weil wir bemüht sind, Akzente fürs Überleben zu setzen, firmiert das Ganze um die Belinda unter “Begegnungs- und Kulturzentrum Sulzbach, Akzente UG“.
Sommer 2017. Das Publikum in den sozialen Medien und an der Belinda-Theke ist zwiegespalten. Die Abgesänge und Resignationsparolen einerseits tönen laut: “Die Belinda hat ihre Zeit gehabt. Es war schön, aber was vorbei ist, ist vorbei. Man kann Tote nicht zum Leben erwecken. Man hat die Zeichen der Zeit seit Jahren ignoriert, es ist zu spät.“
Die Ermutigungsrufe und Hoffnungsparolen andererseits sind ebenso kräftig: „Toll, dass ihr das tut. Wir sind zwar älter geworden und mit uns wird man das Ding nicht drehen können, aber wir wünschen der Belinda, dass sie uns erhalten bleibt. Hoffentlich erreicht ihr auch die junge Generation.“ Die Verbesserungsideen sind so breit, wie das Publikum. Vielen Dank. Wir glauben an die Auferstehung von den Toten, wir glauben an die Chancen in ausweglosen Situationen. Und wer glaubt, kann Berge versetzen, heißt es irgendwo. Dieses Wunder wollen wir erleben.